Eine Woche ohne Handy und Uhr – mein Erfahrungsbericht

Die innere Uhr! Habe ich das mittlerweile verlernt, auf sie zu hören? Mein Tag ist durchgetaktet und die Uhr gibt alles vor. Wann ich aufstehe, wann meine S-Bahn kommt (oder kommen sollte), wann ich zu arbeiten anfange, wann ich Mittagspause mache, wann ich ins Bett gehe… Besonders am Abend mache ich mir oft selbst Stress, weil ich noch so viel erledigen möchte und doch eigentlich früh ins Bett will, damit ich am nächsten Tag fit bin. Irgendwann hat es mir gereicht und es wurde Zeit für ein neues Experiment:

Ich lebe eine Woche nur nach meiner inneren Uhr!

Ja, ich gebe zu: Ich habe Glück, dass das bei meinem Job und Leben möglich ist. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich weiß, dass viele Menschen dieses Privileg nicht haben. Kinder, Job, Termine – da ist das einfach nicht drin.

Die Challenge: Montag bis Sonntag. Keine Uhr, kein Handy.

Ein paar Tage davor: Ich kläre im Geschäft ab, ob es möglich ist, dass ich in der nächsten Woche eventuell etwas später ins Büro kommen könnte. Ja, es geht! 🙂 Ich arbeite in Teilzeit (70 %), so dass ich zeitlich flexibel bin. Das ist super!

Ein Tag davor: Das hätte ich nie gedacht, aber ich bekomme am Sonntagnachmittag tatsächlich etwas Angst. Mein Kopf fängt an zu rattern: Was ist, wenn ich so lange schlafe, dass ich erst um 11 Uhr im Geschäft bin? Dann würde ich ja erst am Nachmittag Mittagessen. Und ich müsste bis spät abends arbeiten. Was wiederum heißt, dass ich erst spät Zuhause wäre und spät Abendessen würde. Ayurveda empfiehlt ein frühes Abendessen und als absolute Ayurveda-Begeisterte ist mir mein Ayurveda-Lifestyle wichtig, da er mir so guttut und mir Energie gibt! Kopfkino hoch 10. Ich überlege tatsächlich kurz, das Experiment vor Beginn abzubrechen. Aber mir wird bewusst: diese Erfahrung gehört schon zum Experiment dazu. Und meine Neugier, wie die Woche laufen wird ist, natürlich stärker. 🙂

Ich informiere noch Freunde und Familie, dass ich nur noch per Festnetz erreichbar bin. Für Notfälle. Ging ja früher auch!

Tag 1: Montag. Wider Erwarten war ich natürlich früh auf. Wie früh, weiß ich nicht, aber der Himmel wird hell. Ich mache meine übliche Morgenroutine und frühstücke. Erst als ich auf meine S-Bahn warte, blicke ich ausversehen auf die Uhr am Bahnsteig. Wow, ich bin sogar früher dran als sonst! Meine Bürotätigkeiten mache ich wie gewohnt und um 12 Uhr holen mich meine lieben Kolleginnen zur Mittagspause ab. Ansonsten ist auch alles wie sonst, außer dass ich entspannter bin. Auch abends habe ich keinen Stress mehr – ich erledige alles und gehe schlafen, wenn ich denke, jetzt wird es Zeit, da es dunkel wird. Toll! So muss das früher gewesen sein, als die Menschen noch keine Uhren hatten.

Tag 2 bis 5: Dienstag bis Donnerstag. Die Tage sind ähnlich wie der Montag. An manchen Tagen trödele ich morgens daheim etwas mehr, aber dafür bleibe ich im Geschäft länger. Vor allem kein Handy mehr zu haben tut mir gut. Ich habe viel mehr Zeit und werde nicht ständig abgelenkt. Hier kurz eine What’s App schreiben, da kurz antworten, Instagram, in der Gruppe mitschreiben – das fällt alles weg. Ich bin mehr bei der Sache, mehr im Hier und Jetzt.

Tag 6 und 7: Samstag und Sonntag. Klar schlafe ich am Wochenende länger aus und das Essen verschiebt sich leicht nach hinten. Aber es ist im Rahmen und ich bin herrlich entspannt!

Mein Fazit:

Es war ein tolles Experiment. Es ist möglich, zumindest bei mir, und ich bin positiv überrascht. So einfach hätte ich mir das nicht vorgestellt! Ich tue mich mit Struktur ehrlich gesagt schwer. Ich bin super flexibel und spontan, aber mir selbst Struktur zu geben gehört nicht zu meinen Stärken. Vata eben! (Meine ayurvedische Konstitution.) Da mein Leben ansonsten wie gewohnt weiterging, war das aber kein Thema. Ich bin jemand, der Dinge immer ziemlich schnell macht und ich setze mich oft selbst unter Druck, auch Zeitdruck. Das fiel weg und das hat mir unglaublich gutgetan! An den meisten Tagen war ich nur eine halbe bis maximal eine Stunde später im Büro als sonst. Online und in What’s App habe ich nichts verpasst. Das sollte ich öfters machen. Das nächste Mal vielleicht zwei Wochen lang.
Ich habe ja schon früher fünf Jahr lang kein Handy gehabt, als ich Mitte 20 war und jeder eines hatte. Das war die Zeit, in der sogar schon die ersten Smartphones auf den Markt kamen. Im Nachhinein betrachtet waren das tolle, handyfreie Jahre!

Would you try this too?

Willst du das auch mal ausprobieren? Es muss ja nicht gleich eine ganze Woche sein. Wobei das natürlich cool ist. 🙂 Ein paar Tage oder auch nur mal einen Tag tun auch gut! Es ist auch einfacher, einen einzelnen Tag mit der inneren Uhr in den Alltag zu integrieren. Oder einfach nur einen Tag ohne Handy – das wirkt Wunder. Wir sind so abhängig davon geworden und denken, dass es ohne gar nicht mehr geht.

Es geht.

Alles Liebe!
Deine Nelly

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